Das vierte Album
Das vierte Album enthält Fotografien, die Kazimierz (Kazik) Henrykowski im September und Oktober 2005 in Berlin gemacht hat, ungefähr zwei Jahre vor seinem Tod. Bis zuletzt war Kazik (das „z“ spricht man als weiches „sch“, wie das „g“ in „Etage“) damit beschäftigt, die Bilder wie in einem Album zusammenzustellen. Drei Versionen dieses Buches lassen sich nachweisen, jede hat er schließlich wieder verworfen. Das Titelbild zeigt die Vorderseite des dritten Albums. Kazik stellte die Bilder in diesen Alben immer wieder neu zusammen; wie um überhaupt zu verstehen, was er damals erlebt hatte. Wonach hatte Kazik in diesen Bildern gesucht? Als Ewa, eine Freundin von Kazik, mir nach seinem Tod seinen Wunsch ausrichtete, diese Arbeit abzuschließen und die Bilder für ihn herauszugeben, willigte ich gern ein.
Die wenigen Bilder, die ich schon kannte, gefielen mir,
und das wenige, das ich von ihm darüber wusste, war so rätselhaft und eigenartig, dass es schon lange meine Neugier geweckt hatte. Doch ich erschrak, als ich sein Material sah: die Alben waren sämtlich auseinandergerissen und die meisten Fotografien lagen unbeschriftet und völlig durcheinander in einem Umzugskarton. Ewa sagte, in den letzten Wochen seines Lebens (dessen Ende durch einen Autounfall er doch nicht vorhersehen konnte) schien es ihr, als habe er sein Ziel, aus den Fotografien ein Buch zu machen, längst aus den Augen verloren. Er schien zufrieden damit, sich in der Welt dieser Bilder eingerichtet zu haben.
Durch meine Zusammenstellung seiner Bildern entsteht eine Geschichte – eine mögliche Version der Geschichte.
Butterfly-DNA-Hängung im Espacio 0 in Santiago de Chile, Dezember 2017
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