Oficio de Agua
Wir befinden uns in Chile, im Städtchen Cabildo, zwei Stunden nördlich von Santiago, irgendwo in den Anden. Wir stehen im Flussbett des Rio La Ligua, an dem die Menschen Cabildo einmal gegründet hatten. Wir blicken auf die Felsbrocken der Uferbefestigung, die ahnen lässt, was für ein kraftvoller Strom hier einmal floß. Es ist Herbst, die Tage sind noch heiß, die Nächte aber schon unangenehm kühl. Und es ist bereits sehr trocken, obwohl der regenlose Winter erst noch bevorsteht. Es regnet generell nicht viel in dieser Gegend. Und das Wasser wird immer knapper. In den Häusern vieler Gemeinden kommt kein Wasser mehr aus der Leitung.
Der Rio La Ligua ist seit zehn Jahren ausgetrocknet, aber auch viele andere Flüsse hier oben. Jedenfalls alle, die ich in den zehn Tagen gesehen habe, die ich hier unterwegs war. Auch nach Grundwasser muss immer tiefer gebohrt werden. Das Bohrgestänge für neue Brunnen ist inzwischen 100 Meter lang, sagte man mir. Dadurch wird Wasser immer teurer. Wasser ist in Chile zum größten Teil im Privatbesitz, in dieser Region im Besitz von Agrarkonzernen, den "Avocadobaronen". Das Wasser wird mit immer größerem Aufwand in die Avocadoplantagen befördert. Der Avocadobaum stammt aus dem tropischen Regenwald und braucht sehr viel Sonne und sehr viel Wasser, für ein Kilo Avocados umgerechnet 1000 Liter, einen Kubikmeter.
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